Eure Lieblingsgedichte



So, nach einigen Kommunikationsproblemen mit dem kurellajunior / jan hab ich beschlossen, hier mal einen thread aufzumachen, in dem ihr eure Lieblingsgedichte könntet- falls Gespräche über einige Verse erwünscht sind, könnte man dafür ja nen extra Thread öffnen...
juchuuu! smile den thread mag ich! smile



Sachliche Romanze

Als sie einander acht Jahre kannten
(und man darf sagen sie kannten sich gut),
kam ihre Liebe plötzlich abhanden.
Wie andern Leuten ein Stock oder Hut.

Sie waren traurig, betrugen sich heiter,
versuchten Küsse, als ob nichts sei,
und sahen sich an und wussten nicht weiter.
Da weinte sie schliesslich. Und er stand dabei.

Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.
Er sagt, es wäre schon Viertel nach vier
und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken.
Nebenan übte ein Mensch Klavier.

Sie gingen ins kleinste Café am Ort
und rührten in ihren Tassen.
Am Abend sassen sie immer noch dort.
Sie sassen allein, und sie sprachen kein Wort
und konnten es einfach nicht fassen.


Erich Kästner (Quelle: http://www.gedichte.vu/?sachliche_romanze.html)
babelfish: meinst du man, sollten den thread doch splitten?
also in lieblingsgedichte und in selbstverfasste gedichte?
ja, ich finde schon, dass das besser wär... mach doch noch nen thread auf und ich verschieb dein gedicht da rein! smile

ein klassiker, aber immer wieder schön! smile (auch wenns grad nich in die jahreszeit passt...)

Advent

Es blaut die Nacht, die Sternlein sinken,
Schneeflöckchen leis herniedersinken.
Auf Edeltännleins grünem Wipfel
häuft sich ein kleiner weißer Zipfel.
Und dort vom Fenster her durchbricht
den dunklen Tann ein warmes Licht.
Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer
die Försterin im Herrenzimmer.
In dieser wunderschönen Nacht
hat sie den Förster umgebracht.
Er war ihr bei des Heimes Pflege
seit langer Zeit schon sehr im Wege.
So kam sie mit sich überein:
am Niklasabend muss es sein.
Und als das Rehlein ging zur Ruh,
das Häslein tat die Äuglein zu,
erlegte sie direkt von vorn
den Gatten über Kimm und Korn.
Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase
zwei-, drei-, vier Mal die Schnuppernase
und ruhet weiter süß im Dunkeln,
derweil die Sternlein traulich funkeln.
Und in der guten Stube drinnen
da läuft des Försters Blut von hinnen.
Nun muss die Försterin sich eilen,
den Gatten sauber zu zerteilen.
Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen
nach Waidmanns Sitte aufgebrochen.
Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied
(was der Gemahl bisher vermied),
behält ein Teil Filet zurück
als festtägliches Bratenstück
und packt zum Schluss, es geht auf vier,
die Reste in Geschenkpapier.
Da tönt's von fern wie Silberschellen
im Dorfe hört man Hunde bellen.
Wer ist's, der in so tiefer Nacht
im Schnee noch seine Runde macht?
Knecht Ruprecht kommt mit goldnem Schlitten
auf einem Hirsch dahergeritten.
"He, gute Frau, habt ihr noch Sachen,
die armen Menschen Freude machen?"
Des Försters Haus ist tief verschneit
doch seine Frau steht schon bereit:
"Die sechs Pakete, heilger Mann,
´s ist alles, was ich geben kann."
Die Silberschellen klingen leise,
Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise.
Im Försterhaus die Kerze brennt,
ein Sternlein blinkt, es ist Advent.


Loriot (aus "Menschen, Tiere, Katastrophen" von Vicco von Bülow)
Zitat:
Original von Zauberwürfel
So, nach einigen Kommunikationsproblemen mit dem kurella
1. kurellajunior oder JanAugenzwinkern sonst Kloppe
2. Um Dich zu versöhnen hier eins meiner Lieblingsgedichte von Erich Fried:

Was es ist

Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Quelle: Erich Fried "Es ist was es ist. Liebesgedichte, Angstgedichte, Zorngedichte", Berlin 1996.
großes Grinsen
tschulligung
nicht Kloppe , kriegst auch Danke mit Blumen
was heißt eigentlich kurellajunior bzw. was soll das bedeuten?

zum gedicht: das ist echt schön! und so wahr!
Klick hier Habs mal an zentrale Stelle geschrieben.
Na da bin ich aber froh, dass Du mir das nicht übelnimmst. smile

Jan
das gedicht find ich auch wunderbar! smile
hatte es schon fast vergessen... von daher: Danke Danke mit Blumen
... wer bin ich
warum bin ich wie ich bin
wo ich doch nicht so war
was bin ich geworden
wie lange werde ich sein
wem werde ich was gewesen sein
wie oft werde ich noch werden
wann werden ich sagen ich bin
woher wissen wer das ist
wen fragen wie das sein wird
wohin gehen was zu werden
wessen verlust gewesen sein
warum geworden
warum nicht anders geworden
wem sage ich das?
Kennst du deine Angst?

Was man so sagt...
Als er lachte, sagte man ihm, er wäre zu kindisch. Also lachte er nicht mehr, aber das Kind in ihn blieb.
Als er weinte, sagte man ihm, er wäre zu weich. Also lernte er, seine Tränen zu unterdrücken, oder weinte nur noch, wenn niemand es sah.
Als er schrie, sagte man ihm, er wäre zu hysterisch. Also schrie er nicht mehr. Aber seine wut in ihm blieb.es wurde so viel gesagt. Und jeder versuchte, das Ungesagte leise mit den Blumen ins Grab zu werfen...
***
Es gibt ein Spiel, das man nicht gewinnen kann. Sondern nur spielen... Kennst du es?

Weißt du wer ich bin?
Wenn du ein vierblättriges Kleeblatt findest, hast du das Glück gefunden.
Aber du kannst es bestimmt nicht finden,
weil das Glück in einem Käfig eingesperrt ist.
Ein vierblättriges Kleeblatt kann niemandem gehören.
Aber was ist mit einem dreiblättrigem Kleeblatt?

Kennst du mich?
Meine Maske
Ich lächle... Doch keiner bemerkt, dass das Lächeln nur eine Grimasse ist.
Ich bin ausgelassen... Doch niemand spürt, dass das Lachen nur eine Maske ist.
Ich gehe ins Bad... Schau in den Spiegel... Mir tut das Gesicht weh... Ich schau mir in die Augen. Die veraten, was wirklich ist... .
Ich steh am Fenster und schau hinaus... Meine Kräfte verlassen mich, ich sacke zusammen und spüre die Tränen auf meinen Wangen... Und in meinem Herzen, einen tiefen zerreissenden Stich... .
Endlich bin ich am Ende. Ich kann nicht mehr... Aber ich raff mich wieder auf. Lass kaltes Wasser über mein Gesicht laufen... .
Traurig schaue ich hoch... Dann lächle ich... Die Maske sitzt... Atme tief durch... Und verlasse das Bad... Das Lächeln ziert wieder mein Gesicht und niemand sieht, was wirklich hinter der Maske sich versteckt.

Ich denke nicht
Fernsehbilder flimmern an mir vorrüber. Ich höre nur das Lied.
Gedankenbilder in meinem Kopf. Ich will sie nicht mehr, ich will Dich nicht mehr sehen.
Gedankenbilder in meinem Kopf. Ich höre nur das Lied, schalte den Fernseher aus und hasse mich für meinen Schmerz

Warum allein?
Ich bin am liebsten in meinen Gedanken. Da ist die Welt wenigstens bunt und heil. Denn ich gewöhne mich nicht an das Leben. Ich lerne nur zu ertragen.

Wofür lohnt es sich zu leben?
Du wurdest gewogen,
Du wurdest gemessen,
und du wurdest einstimmig für nicht gut genug empfunden.
Willkommen in der neuen Welt

Kannst du es mir sagen?
Nichts
Ich wäre gern blind, dann wüsste ich, was es heißt zu sehen.
Ich wäre gern taub, dann wüsste ich, was es heißt zu hören.
Ich wäre gern stumm, dann wüsste ich, was es heißt zu sprechen.
Ich wäre gern ein Mensch, dann wüsste ich, was es heißt zu fühlen

Ich denke an dich
Abschiedsgedicht
Ich bedauere mich selbst. Den Tod, den ich leb, mein Leben, das wie Sterben war.
Mein Herz erfüllt von Gram. Lässt salzig Tränen regnen Und der Verzweiflung Schmerz, erfüllt mein Sein.
Schuldlos bin ich doch nicht. Die Schuld ist, was mich trauern lässt.
Verpfuscht ist, was ich Zukunft nannte. Vorbei, was früher Leben war.
Angstvoll schnürt es meinen Hals, der friedvoll in der Schlinge hängt.
Und als das letzte Wort gesprochen über mich, fall ich hinfort in eine andere Welt.
-- --
BUT NOW YOU KNOW, THIS IS THE WAY THE WORLD ENDS...

autor unbekannt

hab das mal hier hin verschoben, weils in dem andern thread ja um selbst geschriebene gedichte ging... hoffe, das ist kein problem! Augenzwinkern babelfish

ups, nee kein problem, eigentlich hab ich ja auch gedacht, ich hätts hier rein geschrieben Kopf kratz
Einer meiner liebsten Gedichte
Die Träne der Wahrheit


Da läuft sie,
die Träne,
die dir all deine Fragen beantworten kann,
die weiß, warum sie läuft,
die von Geschichten und Märchen,
Wahrheiten und Lügen,
Gedanken und Sorgen berichten.
Die dir sagt, was in mir vorgeht.
Die dir das verrät,
was du nicht siehst.
Und sie läuft weiter,
die Träne, die du nicht siehst
noch eines meiner lieblingsgedichte, das mir mal ein kumpel geschickt ...

zuneigung

ich möchte zu dir fliegen,
doch meine flügel sind zerbrochen,
an den felsen der angst.

ich möchte dein herz finden,
doch irre ich umher,
in den nebelbänken der ungewissheit.

ich möchte dich streicheln,
aber ich habe keine landeerlaubnis, die hemmungen
im tauer geben die landebahn nicht frei.

wenn ich eines tages doch ankomme,
will ich dir liebe
und wärme geben.

werde ich dann schon kalt sein?
durchgefroren vom scharfen
wind der enttäuschung.
do bidde, mein lieblingsgedicht:

Zitat:
Georg Trakl
Am Moor

Mantel im schwarzen Wind. Leise flüstert das dürre Rohr
In der Stille des Moors; am grauen Himmel
Ein Zug von wilden Vögeln folgt;
Quere über finsteren Wassern.

Knöchern gleiten die Hände durch kahle Birken,
Knickt der Schritt in braunes Gehölz,
Wo zu sterben ein einsames Tier wohnt.

Aufruhr. In verfallener Hütte
Flattert mit schwarzen Flügeln ein gefallener Engel,
Schatten der Wolke; und der Wahnsinn des Baums;

Schrei der Elster. Altes Weiblein kreuzt den Weg
Ins Dorf. Unter schwarzem Geäst
O was bannt mit Fluch und Feuer den Schritt
Stummes Glockengeläut; Nähe des Schnees.

Sturm. Der dunkle Geist der Fäulnis im Moor
Und die Schwermut grasender Herden.
Schweigend jagt
Den Himmel mit zerbrochnen Masten die Nacht.
Ich werde niemals

deine Hand zärtlich berühren.

Ich werde niemals deine Wärme spüren.

Ich werde niemals deinen Mund berühren

Ich werde niemals deinen Körper spüren.

Ich werde niemals in deinen Armen liegen

und gemeinsam mit dir über alles siegen.

Niemals mit dir zusammen sein,

niemals allein mit dir im Mondenschein.

Niemals wird das alles wahr für mich,

weil du mich niemals so lieben wirst

wie ich dich!



Ein Kind

das still nach Liebe schreit,

eine kleine Seele,die hilflos weint.

Tränen die verstummen,

übrig bleibt ein leises Summen.

Entmutigt und verschreckt,

eine verletzte Seele in seinem Körper steckt.

Nicht geliebt und nicht verstanden,

wird das Kind in der Einsamkeit landen.

Kleine braune Augen,hilflos und verschreckt,

Jeder,der sie ansieht,ist darüber erschreckt.

Ein Leben ohne Träume und Ziel,

für dieses kleine Wesen

ist das Leben nicht viel.
Mein Lieblingsgedicht:

Novalis - Wenn nicht mehr zahlen und Figuren

Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
Sind Schlüssel aller Kreaturen
Wenn die, so singen, oder küssen,
Mehr als die Tiefgelehrten wissen,
Wenn sich die Welt ins freie Leben
Und in die Welt sich wird zurück begeben,
Wenn dann sich wieder Licht und Schatten
Zu echter Klarheit wieder gatten,
Und man in Märchen und Gedichten
Erkennt sie ew’gen Weltgeschichten
Dann fliegt vor einem geheimen Wort
Das ganze verkehrte Wesen fort.
entstanden im Jahr 1800
Tränen die sagen,
ich brauche dich.
Tränen die bitten,
verlass mich nicht.
Tränen,die über die Wange rinnnen,
weil ich dich so sehr vermisse!
Tränen,aus Enttäuschung geweint.
Tränen über Worte
die nicht so gemeint.
Tränen der Hoffnung,
dass es doch noch eine Chance gibt.
Doch würden all diese Tränen nicht geweint,
hätt ich es mit dir auch nie ehrlich gemeint.
Wieso schreiben hier so wenige rein? Nicht Lyrik-interessiert? Augenzwinkern

Andreas Gryphius

Es ist alles eitel

Du sihst wohin du sihst nur Eitelkeit auff Erden.
Was diser heute baut reist jener morgen ein:
Wo itzund Städte stehn wird eine Wisen seyn
Auff der ein Schäfers- Kind wird spilen mit den Herden:

Was itzund prächtig blüht sol bald zutretten werden.
Was itzt so pocht und trotzt ist Morgen Asch und Bein.
Nichts ist das ewig sey kein Ertz kein Marmorstein.
Itzt lacht das Glück uns an bald donnern die Beschwerden.

Der hohen Thaten Ruhm muß wie ein Traum vergehn.
Soll denn das Spil der Zeit der leichte Mensch bestehn?
Ach! was ist alles diß was wir vor köstlich achten

Als schlechte Nichtigkeit als Schatten Staub und Wind;
Als eine Wisen-Blum die man nicht wider find`t.
Noch will was Ewig ist kein einig Mensch betrachten!

Das von dir, babelfish, kannte ich übrigens aus meinem Ethikbuch Daumen hoch
Ich dichte selber:

Die Ungeziefer und die Nachricht

postende Ungeziefer
performant - und debil
erfindende Ungeziefer
armselig, vielleicht auch bodenständig

Web-z.net! Du im Universum!
und es posten die Versenker
und postende Nachrichten
sind so armselig
und so bodenständig
@Fnord:
Selbstverfasste Gedichte kommen, soweit ich weiß, hierhin.

Ich fürchte, dass mir die tiefgründige Bedeutung deines Gedichtes verborgen bleibt, außer dass es geschmacklos beleidigend interpretiert werden kann.
du hast es vollkommen falsch interpretiert. kennst du keine internetwürmer? das ungeziefer? und web-z auf einem server steht im universum des internets. okay, ich hatt was geraucht als ich das geschrieben hatte, aber gut find ichs irgendwie trotzdem großes Grinsen
Hmm, aha, aber seit wann posten Internetwürmer?

Wenn ein Gedicht schon so sinn- und reimlos ist, dann sollte es irgendwo vllt. lustig sein, aber iregendwie empfinde ich es nicht als solches Kopf kratz Vielleicht muss ich mich ja den Humorlosen anschließen, wer weiß, aber dass ich einen Gedichtband von dir kaufen würde, glaube ich nicht, das ist mir dann doch zu "experementelle Lyrik" Augenzwinkern !
internetwürmer greifen server an, posten tun die wahrhaftig nicht
Der Mensch hat nicht das Recht,
über Tiere zu urteilen.
Sie stammen aus einer Welt,
die älter und vollständiger war als unsere jetzt,
ihre Erscheinung ist besser und vollständiger,
sie haben Eigenschaften,
die wir verloren oder nie erreicht haben...
Sie sind keine Untertanen;
sie gehören einer anderen Nation an -
und sind nur durch Zufall mit uns zugleich
ins Netz der Zeit gefallen, die wir Glanz und
Plage zugleich für die Erde sind.

(Henry Beston)

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Pferde:
Einem jeden, der sie reitet,
naht sein Glücksstern sich im Raum.
Leid verweht, das Leben gleitet
leicht dahin - ein schöner Traum

(Páll Ólafsson)

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Als der Erschaffende das Pferd erschaffen wollte, sagte er zum Winde:
"Von dir will ich ein Wesen gebaeren, das geeignet ist, meine Verehrer zu tragen.
Dieses Wesen soll geliebt sein von allen meinen Sklaven,
es soll aber gefuerchtet sein von allen, die meinen Geboten
zuwiderhandeln."

Und er schuf das Pferd und rief ihm zu:
"Dich habe ich erschaffen ohnegleichen.
Alle Schaetze der Erde ruhen zwischen deinen Augen.
Meine Feinde sollst du treten unter deine Hufe,
meine Freunde aber sollst du tragen auf deinem Rücken,
dieser soll zugleich Sitz sein, von dem Gebete zu mir aufsteigen.
Auf der ganzen Erde sollst du gluecklich sein und vorgezogen allen
Geschoepfen dieser Erde,
denn dir gehoert die Liebe des Herrn der Schoepfung.
DU SOLLST FLIEGEN OHNE FLUEGEL,
DU SOLLST SIEGEN OHNE SCHWERT."

(Mohammed)

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Sage nicht:" Dies ist mein Pferd "
Sage: " Dies ist mein Sohn"

(altes arabisches Sprichwort)

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Kamerad Pferd

Pferde war´n zu allen Zeiten
stets dem Menschen treu ergeben,
standen hilfreich ihm zur Seite
oft ein ganzes Pferdeleben.

Makellos und ohne Tadel
viel gepriesen ihre Stärke
voller Anmut Stolz und Adel
züchterische Meisterwerke.

Manchen dieser edlen Tiere
ward ein Denkmal auferstellt
und fast auf der ganzen Erde
hat man laut von ihm erzählt.

Doch wer denkt an alle diese,
die im Rampenlicht nicht stehen,
die noch keine grüne Wiese,
keinen hellen Stall gesehen.

Wer denkt an die Grubenpferde,
die in immer dunkler Nacht
tief dort unten in der Erde
all ihr Leben zugebracht?

Und das unbekannte Pferd,
daß im Krieg dein treuer Freund gewesen,
daß die Kugel von dier abgewehrt,
sag, wo kann ich seinen Naman lesen?

Und das Pferd dort im Waggon
wartet auf den nahen Tod.
Warum in besten Jahren schon,
wer gab ihm kein Gnadenbrot?

Es hat sein Bestes stets gegeben,
nun ist´s gebunden und gefangen
und muß so früh in seinem Leben
dafür den bitteren Lohn empfangen.

Ich kauft es gerne, wär ich reich,
sein Blick stellt mir so viele Fragen
doch kann ich traurig und beschämt zugleich
nur leise DANKE zu ihm sagen.

*********************************************

Gebet eines Pferdes
Ich bin nur ein Pferd, oh Herr, doch brav bin ich und treu
und willens, mein bestes zu geben für etwas Hafer und Heu.
Dazu noch frisches Wasser und ein trockenes Bett,um zu ruhn
mehr ist es nicht, was ich brauche, dafür will ich alles tun,
um dich zufriedenzustellen.Doch reit mich mit sanfter Hand,
auch wenn ich nicht gleich begreife-hab`nur einen Pferdeverstand.
Du bist mein Herr und Meister, vom Schicksal rür mich erwählt,
drum schenk mir ein gnädiges Ende, wenn meine Tage gezählt.
Wenn ich alt und schwach geworden, dann lass mich sterbendort,
wo man sicher und schmerzlos mich tötet, und nicht an fremden Ort.
bin allzeit ein Freund dir gewesen und hab dir treulich gedient,
drum sollst du als Freund mich behandeln, der ein würdiges Ende verdient.
Ich bitte im Namen des Heilands, ohne den kein Sperling fällt,
der, geboren in einem Stalle, uns alle liebt und erhällt.
Hier noch ein schönes, aber trauriges Gedicht.

Hermann Hesse

Im Nebel

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamkeit.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.
Hermann Hesse hat echt schöne Gedichte Daumen hoch
Hier auch eins von ihm:

An einem Grabe
Er sehnte sich nach Ruhe, Stille, Nacht,
Wir wissen nur, daß er ein Leid verbarg
Und müde war. Wir haben ihn im Sarg
Gebettet und zum stillsten Ort gebracht.

Ihn birgt und schützt die tiefe Grube nun
Vor Welt und Zeit. Da soll der Müde Mann
Sein Weh vergessen und in Frieden ruhn.
Wohl ihm, der dieser bittern Zeit entrann!

Uns andern bleibt vor Lärm und Krieg der Welt
Von ihrer Todesangst und bittern Not
Noch unser Teil, und Leid ist unser Brot
Bis auch für uns der bange Traum zerschellt.

Dann wird, so glauben wir, das Gleichgewicht,
Der Wert und Sinn der Welt uns wieder tragen,
Es wird des Menschen Bildnis wieder licht.
Und wird des Vaters ewige Züge tragen.


Auf den Tod eines kleinen Kindes...
Jetzt bist du schon gegangen, Kind,
Und hast vom Leben nichts erfahren,
Indes in unseren welken Jahren
Wir Alten noch gefangen sind.

Ein Atemzug, ein Augenspiel,
Der Erde Luft und Licht zu schmecken,
War dir genug und schon zuviel;
Du schliefst ein, nicht mehr zu wecken.

Vielleicht in diesem Hauch und Blick
Sind alle Spiele, alle Mienen
Des ganzen Lebens dir erschienen,
Erschrocken zogst du dich zurück.

Vielleicht wenn unsre Augen, Kind,
Einmal erlschen, wird uns scheinen,
Sie hätten von der Erde, Kind,
Nicht mehr gesehen als die deinen.



im Allgemeinen mag ich die tiefgründigen Gedichte sehr...
Wow, sehr schöne Gedichte, Tinkerle Daumen hoch
Ja, ich mag Hesse auch.

Hier noch ein Gedicht von ihm:

Hermann Hesse

Ich weiß von solchen...

In manchen Seelen wohnt so tief die Kindheit,
Dass sie den Zauber niemals ganz durchbrechen,
Sie leben hin in traumgefüllter Blindheit
Und lernen nie des Tages Sprache sprechen.

Weh ihnen, wenn ein Unheil sie erschreckt
Und plötzlich hell zur Wirklichkeit erweckt!
Aus Traum gescheucht und kindlichem Vertrauen
Starren sie hilflos in des Lebens Grauen.

Ich weiß von solchen, die der Krieg erst weckte,
Da sie des Lebens Mitte überschritten,
Und die seither am Leben wie erschreckte
Traumwandler zitternd und geängstigt litten.

Es scheint: in diesen Hoffnungslosen sucht
Die Menschheit ihrer blutgetränkten Erden,
Sucht ihrer Grausamkeit und Seelenflucht
Erschauernd und beschämt bewusst zu werden.

Zitat:
im Allgemeinen mag ich die tiefgründigen Gedichte sehr...


Geht mir genauso. Aber ich finde nicht so oft etwas, was mir wirklich gefällt, und wenn, dann oft auch in Liedtexten von Metal-Bands. Da gibt's auch viele tiefgründige Texte, und soweit ich das verstanden habe, bist du ja auch eine Metalhörerin... Daumen hoch
Wage zu träumen

von Annegret Kronenberg


Wage zu träumen,

Träume sind die Sprache

der Seele.

Höre genau hin,

was sie dir zu sagen hat,

und deiner Seele werden Flügel wachsen.

Auf Eure Lieblingsgedichte antworten !