Mangalarga Marchador



Der Mangalarga Marchador – die brasilianischen Tänzer

Hier möchte ich euch nun die schönen Pferde der Rasse Mangalara Marchadors vorstellen. Habe einen Freund aus Brasilien, der einen wunderschönen Marchador besitzt und bin so auf diese sehr interessante Rasse aufmerksam geworden.

Geschichte:

Die Rasse soll 1812 zu Zeiten Napoleons entstanden sein, als die portugiesische Königsfamilie gezwungen war, ins Exil, nach Brasilien zu gehen. Dabei wurden einige der besten portugiesischen Pferde mitgenommen. Einen Hengst der Rasse Altér schenkte der Prinzregent Dom Joo seinem Freund, dem Baron von Alfenas, und aus diesem Hengst mit dem Namen “Sublime” und einheimischen Stuten entsprangen Pferde, die sich durch einen besonders weichen Gang auszeichneten und gezielt weiter gezüchtet wurden.
Besonders die Fazenda “Mangalarga” im Bundesstaat Minas Gerais (dem Land der Minen) tat sich in der Zucht hervor und es wurde Sitte bei den reichen Großgrundbesitzern bei ihren Reisen über Land, Pferde von der Fazenda Mangalarga mit jenem besonderen Gang, der Marcha zu erwerben – Mangalarga Marchadores eben.
Erst 1949 schlossen sich die Züchter des Pferdes der Rasse Mangalarga Marchador in der Associaço Brasileiro dos Criadores do Cavalo Mangalarga Marchador (ABCCMM) zusammen, dem heute noch bestehenden brasilianischen Zuchtverband, dem mehr als 6.000 Züchter und etwa 400.000 registrierte Mangalarga Marchadores angehören.

Exterieur:

Bei gut 400.000 Marchadores in Brasilien dürfte klar sein, dass es recht unterschiedliche Typen gibt. Man findet den kräftigen barocken Typ ebenso, wie den feingliedrigeren araberähnlichen.
Dennoch gelten einige Kriterien, festgehalten im Padrão da Raça (der Zuchtzielbeschreibung) als maßgebend, damit ein MM (übrigens sowohl Hengst wie auch Stute) gekört, d.h. registriert wird.
So darf das Stockmaß eines Marchador nicht weniger als 1.40m (Stuten) und nicht mehr als 1,57m (Hengste) betragen. Der Durchschnitt liegt bei etwa 1,50m.Die Pferde sollen von edlem, harmonischem Erscheinungsbild sein, mit einer guten Sattellage, das heißt, der Widerrist sollte ausgeprägt sein.
Der Rücken ist gerade, die Kruppe fällt leicht schräg ab und ist gut bemuskelt. Der Hals ist gut angesetzt und ermöglicht dem Tier eine natürliche Aufrichtung. Der Rumpf verfügt über genügend Gurtentiefe für ein großes Lungenvolumen. Der Kopf soll ausdrucksvoll und edel sein, weder konkav (Hechtkopf) noch konvex (Ramskopf), mit großen Augen.
Der Unterbau der Pferde soll kräftig und trocken sein mit einem guten Röhrbeinumfang. Die Hufe sollten hart, kräftig und möglichst dunkel sein, die Ohren an den Spitzen leicht nach innen zeigen.
Die Schulter wird lang und schräg gewünscht, Mähne und Schweif sollen fein und seidig sein.
Insgesamt wird auf viel Ausdruck Wert gelegt und es ist wünschenswert einem MM auch sein Geschlecht anzusehen. In der Farbgebung ist fast alles erlaubt, von der Zucht ausgenommen werden aber Pferde mit den Farben Cremello, Perlino und reine Albinos, sowie andersfarbige Pferde mit blauen Augen. In Brasilien sind Schimmel prozentual am häufigsten vertreten. Weniger häufig gibt es Braune und Falben, eher selten sind Rappen und Füchse. Auch gescheckte Marchadores, die unter der Bezeichnung „Pampa“ geführt werden, gibt es.


Die Marcha:


Die Marchadors gehören zu den so genannten Gangpferden.
Das heißt, dass sie neben den Grundgangarten Schritt und Galopp eine ergänzende, oder den Trab ersetzende Gangart aufweisen, die “Marcha”. Dieser Gang, dem diese Rasse ihren Namen verdankt bewirkt, dass immer zwei oder drei Beine Bodenkontakt haben, während beim Trab eine Schwebephase in den Bewegungsablauf gehört. Das Fehlen der Schwebephase in der Marcha ermöglicht dem Reiter ein ruhiges, fast erschütterungsfreies Sitzen was für alle Reiter sehr angenehm ist, besonders natürlich für Reitanfänger aber auch für Menschen, die aufgrund einer körperlichen Beeinträchtigung beim Trab Probleme haben.
Über die Definition der Marcha wurden schon vielfältige Diskussionen geführt.
Man kann den Gang grob unterscheiden zwischen zwei Varianten die sich besonders von der Optik her deutlich trennen lassen:

Da ist zum einen die Marcha Picada. In der Picada zeigt das Pferd kürzere und höhere Bewegungen, die Hinterhand tritt oft weniger weit unter, vom Klangbild ist ein Viertakt hören. Da viele dieser Pferde keine reine Picada gehen, sondern die Lateralphase unter Umständen stärker ausgeprägt ist, kann sich der Klang verändern. Pferde, deren Lateralphase länger ist als die Diagonalphase (häufig zu sehen z.B. bei anderen Gangpferden) fallen zwar auch in die Kategorie "Picada", dieser Gang entspricht aber nicht dem Zuchtziel der Marchadores. Picadapferde sind für den Reiter meistens sehr weich zu sitzen. Zeigen sie eine übermäßig hohe Aktion können sie jedoch durchaus als unangenehm empfunden werden.

Die Marcha Batida ist die andere Variante der Marcha. Das Pferd zeigt hier eine deutliche diagonale Bewegung, die Aktion der Vorhand ist flacher und vor allem raumgreifender, die Hinterhand tritt weit unter. Vom Klangbild ist ein Zweitakt mit oftmals sehr kurzem Echo zu hören. Auch in der Batida gibt es keine Schwebephase, so dass der Reiter beständig im Sattel sitzen kann, die Schaukelbewegung des Beckens ist etwas stärker als in der Marcha Picada, dafür gehen die meisten Batidapferde regelmäßiger. Das macht sie sehr angenehm zu sitzen. Die laterale Phase in der Fußfolge ist bei Pferden der Marcha Batida unter Umständen sehr kurz.

Die Marcha Media, auch als Marcha Ideal, Marcha Verdadeira oder Marcha do Centro bezeichnet, ist ebenfalls ein optisch diagonal verschobener Gang. Hier soll der Raumgriff der Batidapferde mit der Bequemlichkeit der Picadapferde vereint werden.

Der Übergang zwischen den Gängen ist fließend und viele Marchadores bieten mehrere Gangvarianten an. Damit widerlegt sich schon die oft geäußerte Meinung, MM seien absolute Anfängerpferde! Es gilt die Maxime: Je mehr verschiedene Gänge ein Pferd gehen kann, desto geübter muss der Reiter sein um diese Gänge zu erkennen und zu reiten.

Die für den Tölt typische Einbeinstütze, an der man das Gangpferd so gut erkennen kann, wird beim Marchador nicht gerne gesehen da sie meist ein Zeichen zu hoher Geschwindigkeit oder zu starker Verspannung ist.

Im Original der brasilianischen Zuchtzielbeschreibung, im Padrão da Raça ist von Einbeinstütze keine Rede! Hier wird die Marcha wie folgt beschrieben:

„Marcha: ein marschierender Gang, symmetrisch, in vier Zeiten (Takten), mit einer wechselnden Zweibeinfußung im Lateralen und Diagonalen immer unterbrochen durch Momente einer Dreibeinfußung. Ideale Merkmale (Anm. Marcha ideal): regelmäßig, weich, mit einem Vorkommen von Übertreten oder Auftreten (Anm. Siegeln) des Vorderhufabdrucks, ausbalanciert, wobei die Bewegung immer in der Diagonalen beginnt und die Dauer der Fußung in der diagonalen Zweibeinstütze länger ist als in der lateralen, die Bewegung der Vorderbeine unauffällig (Anm. unspektakulär), von der Seite gesehen einen Halbkreis beschreibend mit einer guten Biegung der Gelenke.“

Eignung:

Mangalarga Marchadores erfreuen sich besonderer Beliebtheit bei Freizeitreitern welche die Bequemlichkeit, aber auch die anderen positiven Eigenschaften ihrer Pferde, vor allem den Charakter zu schätzen wissen.
Da Mangalarga Marchadores als Arbeitspferde gezüchtet wurden, war von jeher der Charakter von entscheidender Bedeutung!
In Brasilien sind Wander- oder Trailritte, aber auch “Enduro” (Distanzsport) sehr beliebt und arten oft in Volksfestcharakter aus.
Und auch in Deutschland entdecken Distanzsportler zunehmend den Mangalarga Marchador.
Aufgrund ihrer guten Flexibilität lassen sich Marchadores durchaus auch dressurmäßig reiten, wieder andere werden in Anlehnung an die Westernreitweise ausgebildet und auch Kunststücke lassen sich mit Marchadores trainieren.
Übrigens: warum eigentlich Marchadores und nicht Mangalargas?

Nun, das hat eine einfache Erklärung: In Brasilien werden sowohl Mangalarga Marchadores wie auch Mangalarga Paulista gezüchtet. Die Marchadores unterscheiden sich von den Paulistapferden durch ihren Gang, die Marcha. Um Verwechslungen vorzubeugen, spricht man dort wie hier also allgemein von Marchadores, wenn man die "Gangpferde" meint.

Und zum Schluss hier noch ein Foto, leider das einzige was ich habe, von Robinho:
Echt tolle Pferdvorstellung. Das sind wunderschöne Pferde!

Auf Mangalarga Marchador antworten !