Die neue Macht des WWW



...geht es nur mir so, oder gewinnen "gewöhnliche" Menschen von nebenan auf einmal mittels des WWW immer mehr weltweite 'Macht' ?
Wovon ich rede? Von Bloggern und YouTube-Nutzern die alle die 'online' sind ständig mit neuem Stoff 'füttern'.

Die neue, 4. Macht, die sich rauszukristalisieren scheint, nimmt mehr und mehr die Form einer unmittelbaren, direkten Vertetung der allgemeinen Bevölkerung an.
Noch bevor die ersten Reuters-Kamerateams am Ort des Geschehens eingetroffen sind durchfluten die Handy-Videos und Bilder schon YouTube und Blogger berichten nahezu Live, rund um die Uhr.
Keine Zensur, keine Kontrolle, keine Grenzen, vor nichts schreckt diese neue Form der "Macht" zurück.

Die Macht der Informationen, der Bilder, des Tones und des Textes der online steht hat enorm an Bedeutung gewonnen die letzten Jahre.
Mitlerweile tauchen Bands in den Charts auf die ausschließlich durch das Internet bekannt wurden, auf YouTube stellen Musiker einen Pro-Barrack-Obama Song mit Video online, dass innerhalb weniger Stunden millionenfach angesehen wurde, Online-Petitionen verbreiten sich wie Lauffeuer und jeder kann aufschreien gegen die Oberen - mit 2 stummen Mausklicks.

Ich glaube was wir derzeit erleben ist eine Art Umschwung, eine Art Revolution, nur ist sie bedeutend leiser, und schleichender als alles bisher da Gewesene.
Eine neue Zeit ist angebrochen. Und jeder von uns wird sie gestalten. Ich kann genau festlegen was jemand findet der nach mir googlet, ich entscheide was online über mich zu erfahren ist. Ich entscheide woran ich online teilnehme, ich entscheide wer mich online sieht, ich entscheide was mein Online-Ich macht und vertritt.

Ich entscheide...
Auf der einen Seite möchte ich dir in deinen Ausführungen Recht geben. Es ist richtig, dass das Internet theoretisch jedem die Möglichkeit gibt, einen gewissen Grad an "weltweiter Macht" zu erlangen - durch Blogs, Videos, etc. Aber all die Leute, die deshalb WIRKLICH eine gewisse Macht erlangen, die über das hinausgeht, was sie auch so hätten erreichen können (also nicht einfach nur einen "Hit" haben oder vielleicht einmal dem Slashdot-Effekt erliegen), dass ist nur eine ganz kleine Gruppe von Leuten, die in irgendeiner Weise "etwas auf dem Kasten haben".

Es gibt sie sicherlich - die Bands und oft gesehen Sendungen auf Youtube, die sich entweder online riesiger Beliebtheit erfreuen oder nach und nach auch von herkömmlichen Medien aufgegriffen werden (vor einiger Zeit war darüber einmal ein Bericht in der ZEIT glaube ich), aber die meisten haben doch nur eine ziemlich kleine Anzahl von "Zuhörern", die allerdings weit über den Globus verstreut sein kann.

Ich gebe dir ferner Recht, dass ein "Umschwung" stattfindet, eine Art mediale Revolution (aber nur, wenn man die ganzen Ideen auch auf andere Medien ausbreitet - sonst fehlt mir die Geschwindigkeit bei der "Revolution"). Aber - und das halte ich für wichtig - an ihr nimmt nur ein Teil der Gesellschaft teil.
"Das Bildungsbürgertum ist tot", heißt es oftmals - obwohl allein die Verkaufsstatistiken von Büchern anderes sagen - und meine Erfahrungen zeigen, dass sich das Bildungsbürgertum im Internet befindet, außerhalb von Chaträumen wie Knuddels, außerhalb von Chatprogrammen wie MSN oder icq - obwohl diese Instrumente auch benutzt werden - aber innerhalb der Tiefen des WWW - in der Wikipedia und ihren Schwesterprojekten, in den verschiedenen Onlinediskussionsforen und Blogs. Bildungsferne Schichten bleiben fern und der Diskussionsanteil der mittleren Schichten ist mehr oder minder gering, bzw. beschränkt sich auf Youtube, Knuddels, WoW, etc.
Ich bin zur Zeit als Zivi an einer Hauptschule. Dort ist Informatikunterricht Pflicht - und du glaubst gar nicht, wie wenig die überhaupt vom "Internet" wissen. Fast keiner kennt Wikipedia. Fast niemand kann auch nur im Entferntesten mit Google umgehen. Bekannt sind fast ausschließlich: Youtube, MyVideo, das SchülerVZ, Knuddels, E-Mails, MSN und icq.
Und das ist kein Wunder - gehen die einzelnen Schichten doch ihren Preferenzen nach: Die bildungsfernen dem Video und der leichten Diskussion die bildungsnahen dem Text und der tiefgründigen Diskussion (nebenbei werden natürlich auch die anderen Bereiche benutzt). Man untersuche nur einmal die Struktur dieses Forums: Ich habe nirgends zuvor eine so große Anzahl an Leuten gesehen, die Camus gelesen haben, oder Nietzsche, Goethe, Dostojewski oder Orwell (um nur eine kleine Auswahl von Autoren zu geben).

Weiterhin beschreibst du, dass "wir selbst entscheiden". Da gebe ich dir auch Recht - aber ich möchte auch darauf verweisen, dass dieser Umstand noch nicht realisiert wurde. Wer ist sich denn der Tragweite seiner eigenen "Googleability" bewusst? Wer weiß denn schon, dass Headhunter der großen Firmen schon heute das Internet dazu benutzen, Daten über zukünftige Mitarbeiter zu sammeln. Und heißt das wirklich, dass wir frei sind? Läuft es nicht vielmehr darauf hinaus, dass wir auf unsere Anonymität achten müssen, wo wir besser ungesehen bleiben? Ich selbst habe mich natürlich auch schon einmal gegoogelt und damals festgestellt, dass ich durch die Weitergabe meiner E-Mail-Adresse relativ häufig im Internet stand. Inzwischen habe ich das ganze gedrosselt.
Natürlich entscheide ich - allerdings muss ich mich oft vorher entscheiden. Und könnte die Freiheit nicht dadurch in sein Gegenteil gekehrt werden? Und wird damit nicht vielleicht in Zukunft die Zensur geschaffen, die zur Zeit fehlen mag?

Gruß
MI
Allem Anschein nach hat sich die Redaktion des Focus gerade ähnliche Gedanken gemacht:

http://www.focus.de/magazin

Werd mir das Magazin nächste Woche holen und mal sehn was da so drin steht Augenzwinkern .
Berichte ruhig mal! Ich komme wahrscheinlich nicht dazu, mir die FOCUS zu kaufen...
Zusammengefasst stand drin, dass die Nutzer der vielen aus dem Boden des Web 2.0 sprießenden Rating-Seiten die Macht haben Unternehmen die Kunden zu vergraulen oder für unverhofften Ansturm zu sorgen durch die schlechte oder positive Bewertung.

Deswegen versuchen wohl auch schon immerwieder Unternehmer selbst sich besser zu bewerten, was aber wohl immer wieder auffliegt.
Ich glaube das Thema können wir gut nochmal aufgreifen, da ich einige neue Beobachtungen gemacht habe.

Mit 12 Jahren (1999) hatte ich mit meinem ersten eigenen PC auch das erste mal Zugang zum Internet. Damals galt man als Sonderling wenn man eine Internetseite hatte, wie das erste mal mit 14 (2001). Die Entwicklung geht mit fast beängstigender Geschwindigkeit vorran.
Nutzte man bis vor wenigen Jahren noch Lexika um unbekannte Dinge/Worte erklärt zu bekommen so benutzen heute alle Leute unter 60 Jahren die ich kenne Google und Wikipedia.

Zur Kommunikation werden E-Mails, Foren, Blogs, Netzwerke und Instantmessenger sowie Chats benutzt, neben SMS und Telefon.
Ich habe von keinem meiner Bekannten und Freunde in den letzten 8 Jahren einen Brief bekommen (sehr Wohl Ansichtskarten, aber demnächst werdens dann wohl MMS o.ä.).

Natürlich muss ich jetzt noch dem hinzufügen, dass ich aus der Mittelschicht stamme (zumindest vermute ich, dazuzugehören), und von daher andere Grundvoraussetzungen gelten als Leuten aus anderen sozialen Umfeldern, wie MI ja schon aufzeigte.

Nicht zuletzt dadurch, dass ich jetzt auch noch in diesem 4. Wirtschaftssektor arbeite (Quartäerer Sektor = Telekommunikations- und Informationsdienstleistungssektor) kriege ich immer mehr mit wohin die Entwicklungen der nächsten paar Jahre gehen.

Aus den Notebooks gingen die Netbooks hervor, aus den Handys die Smartphones, und demnächst kommt eine Generation von Geräten namens Mobile Online Devices, die letzendlich jegliche Grenzen zwischen Telefon und Computer verschwinden lassen.

Aus Diskussionsforen entstanden Netzwerke und Blogs, Wiki und ähnliche Errungenschaften die wir heute unter dem Begriff Web 2.0 verstehen.
Selbst das Fernsehen wurde mitlerweile digital und lässt sich übers Internet beziehen, genauso wie Kino-/Filme und Radiosender.

Man benutzt Netzwerke des Web 2.0 um professionelle Kontakte zu schließen (Xing), die einem auf der Karriereleiter voran bringen oder um mit seinen ehemaligen Mitschülern/-studenten bzw. Arbeitskollegen in Kontakt zu bleiben. Wir übertragen extrem viel unserer Kommunikation in das Internet.
Dadurch ergeben sich immer heiklere Situationen, die von Leuten die sich mit der Materie auskennen ausgenutzt werden können. Da hat man seinem Kollegen gerade eine Mail geschrieben mit dem Link zu einem Blutdrucksenkenden Mittel, schon wird man mit Werbung einer Online-Apotheke konfrontiert.

Wohin bringt uns diese immer stärker werdende Abhängigkeit vom Internet? Was würde heute passieren würde das globale Netzwerk langfristig ausfallen? Selbst Kraftwerke und andere Grundversorgungsnetze sind an diesem globalen Netz angeschlossen, auch wenn mit gewissen Sicherheitsmaßnahmen.

Ist ein Film wie "Stirb Langsam 4.0" , von sämtlichen Actionszenen abgesehen, wirklich unrealistisch?

Wer sind die Machthaber des WWW ? Das WIR, die Menschheit die angeschlossen ist? Oder sind es die großen Konzerne wie Google, Microsoft und Co die wirklich die Macht inne haben? Wer würde uns davor schützen?
Würden wir es merken, wenn Konzerne unser neues Leben 2.0, welches online stattfindet, kontrollierten und ausspionierten?




So, das sind erstmal genug Gedanken für einen verfluchten Donnerstag Augenzwinkern
Zur Abhängigkeit vom Internet:

Ein Universitätsleben wäre ohne Internet ja kaum noch möglich. In Informatik müssen wir sogar die verpflichtenden Übungen abgeben - Übungsblätter in Analysis gibt es nur übers Internet.
Natürlich hat man in der Uni die Möglichkeit das Internet zu nutzen - aber dennoch ist Heiminternet unbedingt notwendig.

Ein Geschäftsleben ohne BlackBerry, ein Studentenleben ohne Internet, ein Schülerleben ohne Wikipedia, da gebe ich dir Recht, erscheint heute fast unvorstellbar. Mein Vater erzählt gern noch "von den alten Zeiten, als man die einzige Familie mit mehrbändigem Lexikon weit und breit war" (wobei dass ja schon seit Jahren nicht so ist). Natürlich ergeben sich durch Wikipedia und andere Onlineanwendungen ungeahnte Möglichkeiten.

Ferner überwindet das Internet räumliche wie soziale Barrieren. Eine "Ghettoisierung" zum Beispiel gibt es im Internet eigentlich nicht. Theoretisch zumindest. In der Praxis erkennt man aber natürlich Grüppchenbildung - nach Interessen oder Meinungen. Aber, und das ist manchmal ein Problem, theoretisch ist es den Nutzern des Internets freigestellt, sich fast überall quasi uneingeschränkt im WWW zu bewegen. Und das führt dazu, dass Bevölkerungsgruppen, die nie miteinander zu tun haben, plötzlich miteinander konfrontiert werden, mit den verschiedenen Meinungen und Interessen, Ausdrucksweisen und Erziehungshintergründen.
Und so entsteht teilweise eine unterschwellig brodelnde Masse, die in einigen Fällen (gerade bei Diskussionsforen mit politischen/sozialen/philosophischen Schwerpunkten sehr häufig) explodieren können. Inzwischen kann dies meist verhindert werden - aber unter hohem Aufwand der beteiligten Moderatoren und Betreibern.
Und das ist kein Wunder, denn zum ersten haben auch soziale Barrieren ihre Gründe (was nicht heißt, dass ich die Abkapselung von Schichten - sei es der "Elite" oder Unterschicht - gut heiße. Aber meist gibt es dafür einfache Gründe!) und zum Zweiten stört die Anonymität des Internets die Fähigkeit des Einzelnen, sich in sein Gegenüber hineinzuversetzen. Das ist meiner Ansicht nach ein großes Problem.

Nun aber zum eigentlichen Problem, wohin uns unsere Abhängigkeit führen wird und wer die eigentlichen Machthaber des Internets sind.
Natürlich bringt die faktische rechtliche Anarchie des Internets Opportunisten auf den Plan. Reihenweise Betrüger nutzen die riesigen Löcher des internationalen Rechts, die bisher nicht geschlossen worden sind.
Ähnlich wie bei der Finanzkrise lassen sich diese meiner Meinung nach zurückführen auf die Ignoranz der Politiker fast aller Staaten der Welt, die nicht erkennen, dass Globalisierung auch globalisierte Rechtssysteme und internationale Abkommen erfordert - insbesondere im Bezug auf das Internet.
Wenn eine Firma sich auf irgendeine pazifische Insel zurückzieht, um von dort Illegalitäten ins deutsche Netz zu speisen, dann müssen Regeln existieren, wie das in diesem Fall verhindert werden kann. Und Globalisierung heißt, dass ALLE mitmachen. Eine Ausnahme (wie die Steueroasen) bringt das System teilweise zum Einsturz. Im Falle des Internets sogar sehr schnell.

Auf der anderen Seite haben einige Firmen das Internet recht früh für sich entdeckt, dort Pionierarbeit geleistet und nun eine immense Vormachtstellung erreicht. Solange daraus kein unterdrückendes Monopol entsteht, halte ich das nicht unbedingt für schlecht, aber - und das ist ein großes aber - natürlich prägen diese Firmen (allen voran Google, Microsoft und auch Apple) nicht nur das Internet, sondern auch den Nutzer.

Hier sind einige Dinge zu nennen:
1. Werbung, immer häufiger personalisiert, berieselt uns von jeder Seite und prägt sich in unserem Unterbewusstsein ein. Allerdings ist das im Grunde nichts Neues, gerade letzte Woche las ich noch in der ZEIT, wie einige Städte sich gegen den zunehmenden Übergriff von Werbung auf die Innenstädte (in Form von riesigen Plakaten an Hauswänden, Baugerüsten, etc.) wehren.
2. Informationen. Ein sehr viel wichtigerer Punkt. Nicht nur wird die Werbung personalisiert, nein, auch die Information, z.B. über Google News oder ähnliche Google-Produkte (u.a.). Das führt dazu, dass auf der einen Seite zwar weniger Informationsmüll auf uns einprasselt, aber andererseits auch die Möglichkeiten, unseren Erfahrungshorizont zu erweitern, eingeengt werden. Und das ist, wie ich finde, ein sehr hoher Preis.
Es sei in diesem Zusammenhang allerdings erwähnt, dass dieser "Preis" für viele allerdings wichtig ist - denn nur die wenigsten finden sich im Informationswust des Internets noch zurecht (was meiner Meinung nach auch ein Grund für das scheinbare politische Desinteresse der Jugend ist - aber das ist ein anderer Punkt...).
3. Suchmaschinen: Manchmal glaube ich, dass die Suchmaschinen (allen voran die Suchmaschine von Google) die wahren Herrscher des Internets sind. SIE entscheiden - und damit entscheiden nicht Menschen, sondern Computer! - was wir zu lesen bekommen und was nicht, was relevant ist und was nicht. Und auch hier werden die Informationen personalisiert ausgewertet. Allein um auch englischsprachige Ergebnisse angezeigt zu bekommen, muss man sich schon etwas Arbeit machen.
Alles, was neu oder anders ist, hat damit einen mächtigen Gegner, den es überwinden muss. Man kann natürlich einwenden, dass dies nichts neues ist, sondern im Gegenteil früher die Regel war, da es noch keine allgemeine Plattform für neue Ideen gab und man könnte einwenden, dass dies wiederum der Herausfilterung von unnützen Informationen dient. Aber auf der anderen Seite wird das Internet dadurch eines großen Teils seiner Funktionalität beraubt, wobei aber die Illusion der "unlimited possibilities" bestehen bleibt. Und das KANN gefährlich sein.

Ich würde daher sagen: Insofern wir uns dieser Punkte bewusst sind, insofern wir uns diese Punkte immer wieder ins Gedächtnis rufen und insofern wir auch unkonventionelle Wege nutzen lernen, das Internet zu nutzen - insofern können wir das Kräftegleichgewicht zwischen uns und den "Herrschern" in Takt halten.
Wenn wir das tun, dann bin ich davon überzeugt, dass wir zumindest ab einem gewissen Punkt merken, wie uns die großen Firmen (oder deren Computer) ausspionieren und verändern. Ob es dann noch ein Zurück gibt - das wäre eine andere Frage.

Soviel von mir für heute!

Gruß
MI
Zitat:
Original von MI
Zur Abhängigkeit vom Internet:

Ein Universitätsleben wäre ohne Internet ja kaum noch möglich. In Informatik müssen wir sogar die verpflichtenden Übungen abgeben - Übungsblätter in Analysis gibt es nur übers Internet.
Natürlich hat man in der Uni die Möglichkeit das Internet zu nutzen - aber dennoch ist Heiminternet unbedingt notwendig.


Gruß
MI


Warum wäre ein Universitätsleben ohne Internet kaum noch möglich? Ist der Gedanke so absurd, dass man eine Universität führen könnte, wie noch vor 15 Jahren? Für mich stellt sich da eher die Frage, ob man ohne das WWW noch arbeiten will, da ja alles viel schneller und einfacher geht. Wie passend für unsere heutige Zeit.
Als ich vor 6 Jahren mein Studium begann, hatten viele der Studienbeginner nicht mal eine E-mail Adresse. Und auch diese Leute konnten studieren, auch wenn sie keinen Computer zu Hause hatten bzw. nicht mit dem Internet verbunden waren. Nachdem ich letztes Jahr im letzten Semester war, hatten 80 Prozent meiner Kommulitonen (mich eingeschlossen) einen Lap Top und wir saßen allein zu Hause und haben die Online Seminare verfolgt und durch gearbeitet. Ohne Verbindung zum Internet blieben gewisse Inhalte des Studiums verschlossen.
Natürlich nimmt man solche Möglichkeiten der Stoffvermittlung gern an, da sie sehr bequem sind, aber ich habe mich nicht nur einmal gefragt, ob nicht das Lernen, die Kommunikation und vor allem die sozialen Kontakte darunter leiden.
Das nur kurz zum Studium.

Im Allgemeinen schätze ich das WWW natürlich schon und ich greife auch, und das muss ich leider zugeben, immer häufiger zum Computer, als zu einem Lexikon, wenn ich etwas wissen will. Allerdings erfordert der Umgang mit den Informationen, die man im WWW bekommt, auch eine gewisse Intelligenz und natürliche Skepsis, um wirklich die Informationen zu bekommen, die man eigentlich haben will. Ich glaube schon, dass das viele Menschen überfordert. Aber das WWW ist im Augenblick auch das einzige Medium, von dem man alle Meinungen und Informationen erhalten kann, ohne dass diese sofort zensiert werden, wie z.B. im Fernsehen, Radio oder Zeitungen...
Okay, da habe ich mich falsch ausgedrückt.
Ich meinte folgendes:

Ein Universitätsleben als Student wäre - bei der Art, wie die Universitäten heute arbeiten - ohne Internet nicht mehr möglich, soll heißen: Wenn ich dem Internet entsagte, könnte ich kaum studieren, weil einige Dinge nicht mehr über herkömmlichen Wege erledigt werden können. Das beschreibst du ja auch.
Beispielsweise sind wir in Aachen dazu verpflichtet, unsere E-Mails regelmäßig abzurufen, einige Übungsblätter online abzugeben, etc.

Natürlich könnte sich die Universität dazu entscheiden, vollständig ohne Internet auszukommen (außer bei der Kommunikation mit anderen Universitäten vielleicht) oder ein internetfreies Studentenleben zu ermöglichen. Aber inzwischen würde auch das einen gewissen organisatorischen und personellen Aufwand bedeuten...

Ansonsten gebe ich dir natürlich Recht, dass das Internet eben auch andere Sichtweisen der Dinge präsentiert - sofern nicht die Suchmaschinen, Filter, etc. diese unterdrücken (was ja in manchen Ländern der Fall ist).

Du sprichst dabei auch eines der Hauptprobleme an, was ich oben kurz aufgegriffen habe: Die Techniken, mit dem Internet umzugehen (natürliche Skepsis, rausfiltern von Informationen, manchmal sogar "zwischen den Zeilen lesen"), sind nicht gerade weit verbreitet. Ich habe darüber vor einem Jahr noch mit meinen ehemaligen Schuldirektor diskutiert, dass das meiner Meinung nach einer der größten Mängel des Schulunterrichts darstellt: Die Erlernung dieser Techniken fehlt fast vollständig.
Es wäre unbedingt notwendig sich einmal im Rahmen des Unterrichts mit Quellenkritik zu befassen, sich also zu fragen, woher die Informationen im Internet stammen, was "seriös" bedeuted, wie man herausfinden kann, ob einer Quelle glauben geschenkt werden kann, etc.
Selbst der Umgang mit einer Suchmaschine ist für die Meisten im Grunde ein Buch mit Sieben Siegeln (weswegen ich irgendwann einmal die Google-Tricks vom GeschichteBoard zusammengestellt habe...).

Gruß
MI
Ich wollte diesen Thread nochmal aus gegebenen Anlass wiederbeleben...

Wie man am Wahlkampf von Obama und aktuell auch bei uns immer mehr feststellen kann wird das Medium "Internet" immer stärker.

In sämtlichen Social Networks sind mitlerweile Parteien vertreten und auf aktivem Wählerfang. Es gibt mitlerweile richtige Online-Debatten zwischen Politikern und es gibt Online-Umfragen und Statistiken die teilweise nahezu stündlich aktualisiert werden.

Sehr imponiert hat mir beispielsweise die "Wahlzentrale" im StudiVZ bzw. MeinVZ. Dort werden aktuelle Meinungen der Politiker, sowie der User ermittelt und zusammengefasst. Ähnliches lässt sich derzeit an vielen Stellen im Netz finden.
Hinzu kommen Wahl-O-Mat und ähnliche Programme die einem bei der Wahlentscheidung helfen sollen.

Bei all dem vielen Rummel den das Ganze mitlerweile bereitet stellt sich mir eine Frage: brauchen wir vielleicht eine Kontrollinstanz für Online-Politik? Ich meine jetzt nicht das diese etwas zensieren sollte oder der Gleichen, nein auf keinen Fall. Ich denke eher daran das dem User und potentiellen Wähler durch manipulierte/gefälschte Umfragen, Statistiken, Wahl-O-Maten und Internetauftritten eventuell ein falsches Bild gegeben wird.
In meinem näheren Umfeld haben sich viele Leute 1:1 auf die Antworten eines Wahl-O-Maten bei der Europawahl verlassen. Kaum auszudenken wenn dieser von irgendwem manipuliert wurde.
Natürlich spielt hier auch der Punkt den wir schon in der Diskussion zuvor hatten eine Rolle: Der Umgang mit dem Internet durch den User und das "Erkennen" von seriösen bzw unseriösen Angeboten.

Ein weiterer aktueller Punkt: Die Piraten Partei Deutschlands....
Sehr interessant wie eine moderne Spartenpartei so schnell so bekannt werden kann und Zulauf bekommt. Ich bin gespannt ob die Piraten ihr Programm in Zukunft auch auf andere Themen wie Gesundheit, Wirtschaft, Militär, Soziales, etc. ausweitet und wenn ja wie sie zu den einzelnen Punkten Stellung beziehen wird ohne sich zu sehr den schon etablierten Parteien anzugleichen...

Des Weiteren finde ich das Mittel der E-Petition (https://epetitionen.bundestag.de/ und http://de.wikipedia.org/wiki/Online-Petition ) äußerst interessant und war ernsthaft erstaunt über die unglaubliche Resonanz zur Petition "Internet - Keine Indizierung und Sperrung von Internetseiten" Link, welche insgesamt über 130.000 Deutsche unterzeichnet haben.

Demnächst steht uns dann noch die DE-Mail bevor, mithilfe derer wir offizielle Dokumente mit Ämtern per Mail austauschen sollen können...

Vor genau 10 Jahren bekam ich meinen ersten eigenen PC mit Internetanschluss per 12,4K-Modem...ein Novum, ich gehörte zu 4 von 27 Kindern in der Klasse das überhaupt einen PC zu Hause hatte und war der Einzige der sogar einen eigenen besaß. Das Internet? Damals wohl grad den Kinderschuhen am entwachsen und mit Vollgas in die Pubertät...simultan zu meiner eigenen Entwicklung. Ich bin wahrlich mit dem Internet groß geworden...und wo stehen wir Heute? Flugtickets kommen per Email, mein Berufsschulunterricht findet online statt, wahre Stars werden im Internet groß und an der Anzahl der "Klicks" gemessen, meine Pizza bestell ich mir auf der Internetseite meines Pizzabäckers und meine Bücher, Spiele, DVDs und nahezu alles Andere bestell ich schon lange übers Internet, mein neues Handy liefert mir all das in der Hosentasche wo ich auch bin...

Das ist es, das ist das Leben 2.0 - Wir sind online...
Es wäre meiner Meinung nach sowieso wichtig, Kontrollinstanzen in das Internet einzuführen. In geschlossenen Netzwerken (wie z.B. Wikipedia und Co.) geschieht dies ja auf eigener Basis. Die anarchischen Strukturen lösen sich zu Gunsten von (mehrheitlich) Meritokratien auf. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass durchaus externe Kontrollelemente - in gewissem Umfang und unter Gemeinschaftsaufsicht - keine schlechte Sache wäre. Nicht nur für Onlineaufsicht, sondern ganz allgemein.

In der Beziehung, gerade weil du auch die Piratenpartei ansprichst, finde ich, dass es durchaus legitim ist, über Sperrungen von Internetseiten mit bestimmten Inhalten nachzudenken. Handwerklich finde ich die derzeitigen Vorschläge schlecht, da die Strukturen des Internets von den Politikern völlig verkannt werden und eine gewisse Willkürgefahr durchaus bestehen könnte, die man durch öffentliche Kontrollen zum Beispiel beheben könnte.

Das Problem ist, wie immer die Waage zwischen Verbrechensbekämpfung und Persönlichkeitsrechten zu finden und da das Internet über lange Jahre lang ein mehr oder weniger rechtsfreier und pflichtfreier Raum war und ist, ist es hier noch schwieriger, solche Strukturen einzuführen.
Gerade gestern las ich noch einen Bericht in der ZEIT über die Mafia in Deutschland. Wie inzwischen über 900 Angehörige allein der Ndrangheta in Deutschland Geschäfte machen (vorwiegend Geldwäsche und Drogenhandel). Gewalt gibt's hier zwar nicht, aber die Mafiosi können scheinbar fast ungehindert arbeiten.
Dort wurde dann erläutert, wie man in Italien die Mafia bekämpft: Dort darf auf Verdacht abgehört werden, dort ist Clanzugehörigkeit schon eine Straftat und außerdem darf auf geringsten Verdacht beschlagnahmt werden. All das würde natürlich in Deutschland für Empörung sorgen, aber ohne diese Hilfsmittel wären die Wenigen, die versuchen, der Mafia auf die Spur zu kommen, in Italien wohl völlig aufgeschmissen. In Deutschland ist die Mafia daher sehr sicher.
Diese Geschichte soll jetzt kein Plädoyer für eingeschränkte Persönlichkeitsrechte sein, aber lediglich auch auf die - durchaus sehr großen - Auswirkungen von Reisefreiheit und Integrität der Privatsphäre hinweisen und das Dilemma, was dahingehend existiert.

Zurück zur Onlineaufsicht für Politik Augenzwinkern :
Die Frage ist, wie man so etwas durchsetzen könnte, wenn man wollte. Oder führt die Präsenz aller Parteien auf allen Foren nicht ohnehin dazu, dass man - wie im "wahren Leben" - von allen Seiten zugeschüttet wird und sich ohnehin ein eigenes Bild machen müsste, wie das früher ja auch der Fall ist. Natürlich, dadurch dass es kaum anerkannte objektivierende Instanzen gibt (wie die Printmedien in der Realität - zumindest in der Idealisierung der Realität), wird dies noch schwerer.
Was ich auch damit ausdrücken möchte: Glaubst du nicht, dass der, der sich jetzt auf den Wahl-O-Mat verlässt, sich früher dann nicht auf die Meinung der BILD oder seiner Lieblingszeitung verlassen hätte?

Gruß
MI
Ich bin gerade noch einmal über diesen Thread gestolpert und muss sagen: wow!.... Wie wahnsinnig schnell sich alles weiter entwickelt. Heute, 2011, steht fest, dass durch Blogs/Social Networks und Co. ganze Revolutionen organisiert und vorangetrieben werden können wie wir jüngst im arabischen Raum (Tunesien, Ägypten, Lybien, etc) erlebt haben.

Vielleicht schaffe ich es demnächst noch einmal einen umfassenderen Beitrag zu verfassen. Ist immerhin ein echt spannendes Thema. Zumal wir 2008 auch noch nicht von Seiten wie WikiLeaks sprechen konnten.
Ich habe vor ein paar Tagen diesen Artikel im Stern gelesen:
http://www.stern.de/digital/online/surfe...rt-1582809.html
Treppenlifte-Information
Fand ihn wirklich interessant!
Mit dem Internet haben wir "einfachen Leute" auf jeden Fall sehr viel mehr Möglichkeiten bekommen uns zu organisieren, darzustellen und etwas zu erreichen.
Das ist doch eine feine Sache smile
Ich finde es immer eigenartig, wie weit behauptet wird, dass einem das Internet verändert. Es sind doch auch die Menschen, die dazu beitragen, dass das Web überhaupt diese Macht haben kann. Die ganzen sozialen Netzwerke würden eingehen, wenn es keine Community gebe. Es ist nicht der Druck des Internets, sondern der Druck, der von der Gemeinschaft ausgeübt wird, dem wir erliegen, wenn wir online gehen.
Wobei ich nicht damit sagen möchte, dass das Internet seine Vorteile hat.
Zitat:
Original von Sylvana
Mit dem Internet haben wir "einfachen Leute" auf jeden Fall sehr viel mehr Möglichkeiten bekommen uns zu organisieren, darzustellen und etwas zu erreichen.
Das ist doch eine feine Sache smile


Toll gesagt, und das ist wahr, hoffentlich bleibt das WWW fur uns alle breit verfugbar und ohne irgendwelchen Spielchen von Politikern
Noch ist das Internet eine Bereicherung für die Demokratie, aber ich denke es ist nur noch ein kleiner Schritt zum Überwachungsstaat. Das Problem ist meiner Ansicht nach, das unser Rechtssystem den schnellen Entwicklungen des Internets und seiner Möglichkeiten nicht gewachsen ist.
Zitat:
Original von Samson
Noch ist das Internet eine Bereicherung für die Demokratie, aber ich denke es ist nur noch ein kleiner Schritt zum Überwachungsstaat. Das Problem ist meiner Ansicht nach, das unser Rechtssystem den schnellen Entwicklungen des Internets und seiner Möglichkeiten nicht gewachsen ist.


Aber selbst darüber könnte man sich vortrefflich streiten. Es gibt zu viele die das auszunutzen wissen und das nimmt gerade in den heutigen Tagen wirklich Ausmaße an, die mir Angst machen.

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