Destiny's Fate - Kapitel 2



Kapitel 2


Faint


Der Mond erhob sein bleiches, graugeflecktes Gesicht und begann seine lange Reise über den Himmel.
Mit einem Krachen barst die Tür aus den Angeln.
Dann ging alles ganz schnell.
Jemand packte mich mit rauen, harten Händen und drückte meine Arme an den Körper.
Krachend warf er mich gegen die unebene, unverputzte Wand und hielt mich dort.
Hass flammte in mir auf.
Mit aller Kraft presste ich mich gegen den Fremden, versuchte, die Fesseln seiner Hände zu sprengen.
Doch vergebens.
Er schlug mich ins Gesicht, so stark, dass mein Kopf herum gerissen wurde und ich gegen die Wand geschleudert wurde.
Sofort presste er seine schwielige, schwitzig-feuchte Hand vor meinen Mund, um mich daran zu hindern, zu schreien. Noch während er mich umklammerte, zerrte er meinen Kopf noch näher an sich heran und verband mir die Augen mit einem alten, zerrissenen Stück Stoff, wo immer er es auch her bekommen hatte.
Es wurde noch finsterer um mich herum, als es an sich schon gewesen wäre.
Ich startete noch einen letzten Versuch, mich zu befreien.
Mit einem einzigen Ruck versuchte ich, die Arme abzuspreizen.
Aber es wollte einfach nichts bringen.
Stattdessen verstärkte sich der Druck noch.
Ich hatte das Gefühl, zu ersticken.
Dann ließ das Gefühl abrupt nach.
Was war geschehen?
Ich wusste es nicht.
Wieder griff jemand nach mir, aber diesmal hielt er mich sanfter fest.
Mir schien, als ob es eine andere Person wäre.
Dann zog die Person mich vorwärts, ich folgte ihr blind stolpernd.
Irgendwann stolperte ich und fiel auf den harten Boden.
Doch trotzdem wurde ich weitergezerrt.
Die Treppe hinab, bis nach unten ins Erdgeschoss.
Wann war ich hier zuletzt gewesen?
Duch die Haustür.
Auf die düstere Straße.
Die Person nahm den Stofffetzen von meinen Augen weg und stieß mich noch einmal vorwärts.
Ich stieß gegen etwas Hartes, aber trotzdem Warmes. Als meine Augen sich einigermaßen an das diffuse Licht gewöhnt hatten, das der Mond aussendete, erkannte ich, dass ich gegen ein großes, lackschwarzes Auto mit weißen Streifen, die sich von der Motorhaube, über das Dach bis zum ausladenden Heck erstreckten, gestoßen war. Motor und Scheinwefer liefen und die hintere, rechte Tür stand offen. Sämtliche Scheiben des Wagens waren dunkel getönt, sodass man nicht hineinsehen konnte und also auch den Fahrer nicht erkennen konnte.
Wenn ich das richtig deutete, sollte ich da hinein.
Ich wusste nicht, was ich tun sollte.
Zum letzten Mal blickte ich zurück, auf das Haus, in dem ich die sechzehn Jahre meines Lebens verbracht hatte. Alle Fenster waren abgedunkelt und ganz oben, eingerahmt von ein wenig eingerosteten Gittertäben, erkannte ich ein winzig kleines Fenster, in dem sich ein paar Lichtreflexe brachen.
Unsicher legte ich die Hände an die warme Flanke des schwarzen Autos. Dann riss ich mich zusammen und setzte einen Fuß auf das metallene Trittbrett des Wagens.
Dann gab ich mir einen Ruck und zog die Tür hinter mir zu.
Im geräumigen Innenraum des Autos war es dunkel.
Ich befand mich am rechten Ende der Rückbank, die aus drei Sitzen bestand.
Doch was mich am meisten verwunderte, war, dass sich zwischen der Rückbank und den Fahrersitzen eine spiegelnde Plexiglasscheibe befand.
Wieso?
Plötzlich sprang eine kleine, im Dach eingelassene Lampe an, welche ein schwaches, diffuses Licht ausstrahlte.
Jetzt konnte ich ein – mein - Gesicht in der massiven Scheibe erkennen.
Mich starrte ein schmales, fast dreieckiges Mädchengesicht an. Die Haut war sehr hell, war fast durchscheinend. Es hätte fast normal gewirkt,wenn man nicht genau hingesehen hätte, wären da nicht die Augen gewesen wären. Ich verabscheute meine Augen. Sie waren mandelförmig, doch die Farbe schockte mich jedesmal wieder. Die Farbe war fast unbeschreiblich, ein sattes, tiefes, glühendes Blutrot, um die Pupillen herum fast schwarz , dann langsam heller werdend und am äußeren Rand mit einem beige-goldenen Rand abgesetzt. Welcher normale Mensch hatte denn bitte solche Augen!?
Über die Schläfen bis knapp zur Taille wellten sich dunkelrote, feuerfarbene Haarsträhnen, die von glutorangen Strähnen durchzogen waren. Sie endeten in schwärzlich-grauen Spitzen, die stark mit den anderen Farben kontrastierte.
Zu allem Überfluss war die linke Gesichtshälfte durch zwei dicke, wulstige Narben entstellt. Sie zogen sich vom Auge einmal quer über die Wange und endeten knapp über dem Unterkieferknochen.
Ich wendete meinen Blick von meinem Spiegelbild ab und begann, lustlos aus dem Fenster des Wagens zu starren. Mich verwunderte, dass der Motor so leise war, obwohl wir nur so durch die Landschaft flogen.
Mit einem Mal fühlte ich mich einfach nur noch müde und zerschlagen. Ich lehnte den Kopf gegen die kühle Glasscheibe und betrachtete den Mond, der unbeeindruckt von allem seine Bahnen zog.


Die beiden Mädchen standen einander gegenüber. Die eine band ihr hüftlanges, gelborangenes Haar zusammen und blinzelte träge aus Augen, die die Farbe des Meeres, ein tiefes Blaugrün, hatten. Die andere starrte auf den Boden und verkrallte die Finger in ihren Schultern. Dann, urplötzlich, hob sie den Kopf, wodurch sich das Mondlicht auf ihrem feuerfarbenen Haar und in den glutroten Augen brach. „Sayuri.” Es war nur ein schwaches Flüstern, das ihre Lippen verließ, doch trotzdem blickte die Angesprochene hoch. „Ja?” Auch Sayuri flüsterte jetzt. „Was gibt es, Akyza?” Als sie die Lippen bewegte, erkannte Akyza die spitzen Eckzähne, nur unmerklich größer als die sonstigen Zähne. Ja,Sayuri war eine Vampirin. „Sayuri...warum hast du mich hierher geholt? Warum in dieser Nacht? Was willst du?” Akyza wich Schritt für Schritt zurück. Mit der Anmut einer Katze bewegte Sayuri sich auf sie zu. Ihre Augen begannen, rot zu glühen. „Hab keine Angst...ich will dir nicht wehtun.” Dann sprang sie verblüffend schnell ab. Es schien, als ob sie Akyza zärtlich umarmen wollte, denn sie schlang die Arme um sie und hielt sie fest. Doch Akyzas ängstlich aufgerissene Augen und ihr zurückgeworfener Kopf sagte etwas anderes aus.
Schließlich schloss sie die Augen und ergab sich.
Nur wenige Sekunden später hob Sayuri ihren Kopf und löste sich von Akyza. Ihre Augen waren wieder in der Farbe des Meeres.
Ein Lächeln glitt über ihre perfekten Gesichtszüge.

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